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AutorenbildMartina Schmid

Cottage ... Typisch Britisch



Eingang in ein Cottage


Mehr als ein Haus – eine Lebensart

Wer versucht, das Wort „Cottage“ zu definieren, hat es nicht unbedingt leicht. Tatsächlich handelt es sich nicht um einen scharf umrissenen Begriff, und doch ist die Vorstellung, die in unseren Köpfen ganz natürlich entsteht, wenn wir ihn hören, sehr konkret, präzise und eindeutig. Umgekehrt verhält es sich ebenso: Wer ein Cottage vor sich hat, identifiziert es sofort als solches, unabhängig von Bildungsstand und kultureller Herkunft.



Ein sprachliches Phänomen

Im Jargon des Marketing ausgedrückt ließe sich sagen, dass das Cottage ein Alleinstellungsmerkmal ist und eine hohe Wiedererkennbarkeit genießt. Dies erklärt auch, warum das Wort „Cottage“ interessanterweise in fast allen Sprachen unübersetzt übernommen wurde, um diese besondere Form britischer Architektur zu beschreiben.


Einige typische Kennzeichen

Cottages gibt es in vielen Ausführungen, und irische und englische Exemplare unterscheiden sich durchaus. Einige Gemeinsamkeiten lassen sich trotz allem mühelos ausmachen. Was sie verbindet, ist eine traditionelle Bauweise, die Verwendung von Natursteinen und Holz, Räume mit niedrigen Decken, ein Stroh- oder Reetdach, in kleine Quadrate unterteilte Holzrahmen-Fenster und oft eine niedrige Naturstein-Mauer als Grundstücksbegrenzung. Anders als Landhäuser, die sich gern mit diesem Namen schmücken, mit ihnen jedoch nur die ländliche Lage gemein haben, sind „echte“ Cottages von überschaubarer Größe und häufig nicht auf weiter Flur isoliert, sondern sichtbar Teil einer dörflichen Gemeinde.

Wie aus Architektur ein Lebensgefühl wird

Ihre kompakte und zugleich sehr solide Bauweise ist mehr als nur ein architektonisches Merkmal. Sie strahlen eine Gemütlichkeit und Geborgenheit, eine Wärme und Ruhe aus, die das Englische spontan verständlich „cosy“ nennt. Das Cottage beschwört nicht nur Bilder einer besonderen und typisch britischen Form von Architektur. Es lädt dazu ein, eine Vorstellung dessen zu entwickeln, wie es sich hier lebt oder leben könnte, und wird als solches zu einem Ort der Sehnsucht.


Der Reiz inspirierender Klischees

Manchmal sind Klischees besser als ihr Ruf, denn sie helfen uns, unsere Erwartungen und Hoffnungen in Worte zu fassen und zuweilen enthalten sie durchaus ein Körnchen Wahrheit. Das Cottage ist deshalb ein solcher Ort, der zum Träumen einlädt, weil Film und Literatur bereits viele Idealbilder dessen vermittelt haben, was in diesen Räumen möglich ist. Hier wohnt vielleicht ein einsamer kauziger Gelehrter, der in seinen Bücherstapeln vergraben die Welt hinter dem Fenster nur durch die alten Seiten kennt, die er unentwegt durchblättert; vielleicht ist es ein IT-Spezialist, der gerade eine App entwickelt; vielleicht ist es eine strickende alte Miss Marple, die mit Hingabe ihren Garten pflegt und das Dorfleben aufmerksam verfolgt; vielleicht wurde der alte Fachwerkbau von einer erfolgreichen Medienberaterin zu einem stilvollen Landhaus umgebaut; vielleicht verbirgt sich hinter der Tür eine charmante Teestube, ein freundliches B&B für junge Familien, ein Schriftsteller, der hier seine Writers Cabin gefunden hat … oder das Homeoffice eines Übersetzers, der es genießt, Naturnähe, Ruhe und Arbeit in Einklang zu bringen.


Unbegrenzte Möglichkeiten

Gerade diese Vielfalt und Wandelbarkeit macht das Cottage in unserer Fantasie wie im echten Leben so unvergleichlich anziehend. Es spricht die unterschiedlichsten Menschen an und vermittelt das Gefühl, dass es alles sein kann und für jeden das Zuhause aller Träume sein kann: hip oder traditionsverbunden, quirlig oder still, sehr privat oder repräsentativ. Hier sind Landhausstil oder skandinavischer Purismus gleichermaßen möglich.


Das Cottage ist auch Garten

Im Cottage ist der Garten Teil der Einrichtung … und des romantischen Zaubers. Was scheinbar zufällig, wildwuchernd, natürlich und sich selbst überlassen zusammenwächst, ist in Wirklichkeit eine sorgfältige Komposition. Englische Rosen, blaue und weiße Stauden verleihen der oft eher kleinen Fläche Struktur, die von Kräutern und einjährigen Pflanzen wie Kornblume oder Kapuzinerkresse ergänzt werden. Auch hier sind die Optionen fast endlos, und jeder kann finden und kreieren, was seine Sehnsucht stillt. Ganz gleich, wie er gestaltet wird: Der Cottage Garden ist wie das Haus selbst im perfekten Gleichgewicht zwischen Natur und Mensch.




Typische englische Blumen


Das Cottage ist Zeitgeist – und zeitlos

Mit diesen Attributen trifft das Cottage den Nerv der Zeit: Kaum eine andere Bauweise eignet sich so gut für Individualisten, die ihre eigene Version des Cottages leben möchten. Gerade die Pandemie hat Orte wie das Cottage und seinen Garten als geschützten Rückzugsort noch reizvoller erscheinen lassen. Es verspricht durch seine dörfliche Nähe ein Leben auf dem Land ohne Komfort-Einbußen, eine wirklichkeitsgewordene Idylle, die sich bescheiden ursprünglich geben, aber auch zum kostbaren Kleinod werden kann.


Das Cottage verkörpert Vieles von dem, was wir als typisch britisch betrachten: ländlichen englischen Charme, landschaftliche Verbundenheit, ein ruhiges aber gemeinschaftliches Dorfleben, einen malerischen Garten, traditionelle Architektur und Brauchtumspflege, aber auch die kleinen Besonderheiten und liebenswerten Schrullen, die in jedem von uns schlummern.




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