Kaum eine Handlung ist so alltäglich wie das Schenken, und es wäre sicher interessant, statistisch zu erfassen, wie viele Geschenke jeden Tag weltweit überreicht werden. Ob selbstgemacht oder gekauft, als sorgfältig ausgesuchtes Präsent oder in Form von Gutscheinen und Bargeld, ob von Herzen oder aus Kalkül – es wären sicher Milliarden.
Schenken: ein urzeitliches Bedürfnis
Dies ist nicht nur eine menschliche Handlungsweise: Neben Primaten, die sich mit kleinen Präsenten bei Artgenossen entschuldigen und Zuneigung demonstrieren, wissen etwa Vögel ein Weibchen mit Früchten und Blumen von ihren Vorzügen zu überzeugen. Es wird sogar vermutet, dass Wölfe im Rudel ihre Unterwerfung und Zugehörigkeit manchmal auf diese Art signalisieren. Wie archäologische Funde beweisen, ist die Praxis des Schenkens also schon seit vorgeschichtlicher Zeit in unseren Genen verankert.
Nach und nach entwickelten sich in allen Teilen der Welt Geschenktraditionen, und Details nahmen an Bedeutung zu. Dementsprechend hoch ist auch die Aufmerksamkeit, die Geschenkverpackungen zuteilwird.
Deutschland und der Weg der inneren Werte
Im deutschen Sprachraum war es lange Zeit nicht der Fall, sehr zur Befremdung ausländischer Besucher. Nur wenige Geschäfte boten von sich aus an, was offensichtlich als Geschenk gekauft wurde, überhaupt zu verpacken, und selbst auf Nachfrage und gegen Aufpreis war diese Dienstleistung mit Ausnahme von Parfümerien nicht immer möglich oder wurde höchst widerwillig erbracht. Das bunt und wenig geschmackvoll bedruckte, leicht gaufrierte Seidenpapier, das in jedem Zeitungsgeschäft für ein paar Pfennige oder Groschen zu haben war, verdutzte manche Beschenkte aus anderen Ländern. Es sah ein wenig armselig aus, Klebeband wollte partout darauf nicht haften, und es war kaum möglich, damit eine sauber gefaltete Ecke oder Kante zu erzielen. Wem die deutsche Kultur noch fremd war, sah in dieser Vernachlässigung der Präsentation den Ausdruck weniger von Respekt oder Freundschaft als von Pflichtgefühl und Gleichgültigkeit und konnte durchaus ein wenig gekränkt sein. Auf das wirklich Wichtige, nämlich das Geschenk selbst, kam es uns eher an, doch nicht immer wurde es so verstanden.
Geschenkverpackungen werden zum Lifestyle-Objekt
Ende der 80er Jahre begegneten sich zwei Trends.
Hochwertigere Geschenkpapiere vornehmlich aus Italien und Frankreich erreichten Deutschland und wurden zum Symbol einer gehobenen Geschenkkultur. Noch immer wurde der Kunde mit dem Thema Geschenkverpackung in den meisten Geschäften alleine gelassen, aber er entdeckte auch die Lust und den Ehrgeiz, sein Gegenüber durch Originalität und Geschick zu beeindrucken. Viele Bücher mit immer aufwändigeren und immer kreativeren Ideen erschienen dazu, es wurden allerlei Workshops angeboten. Je komplizierter, einfallsreicher und ausgefallener … desto besser, hieß die Devise. Origami und andere Faltfertigkeiten aus Asien spielten dabei oft eine Hauptrolle.
Doch dies blieb nicht ohne Kritik: Druckfarben und Beschichtungen machten ein Recycling unmöglich, und parallel zu der edlen Welt der erlesenen Geschenkverpackungen entstand eine demonstrative Gegenbewegung. Es wurde schick, da ökologisch korrekt, ein Präsent so zu überreichen, wie es gekauft worden war: ganz unverpackt. Wenig Begeisterung und kaum Verständnis löste dieser „typisch deutsche“ Ansatz insbesondere in romanischen Ländern aus, in denen seit jeher die Wertigkeit der Verpackung mit Höflichkeit, Achtung, guten Manieren und allgemein mit gesellschaftlichem Feingefühl in Verbindung gebracht wurde und ebenso wichtig, ja noch wichtiger als das Geschenk selbst ist.
Geschenkverpackungstrends 2022: puristisch, nostalgisch, ökologisch
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass beide Tendenzen durchaus vereinbar sind. Bemühungen um Nachhaltigkeit und ein gesteigertes ästhetisches Empfinden haben zur Entstehung minimalistischer und doch äußerst ansprechender Geschenkverpackungen geführt. Edle Natur- oder Kraftpapiere, wiederverwendbare oder biologisch abbaubare Kordeln, Spitze, Blüten, Kräuter und zur Weihnachtszeit natürlich Tannenzweige, Früchte und Zimtstangen haben von Deutschland aus mittlerweile auch die Länder erobert, für die qualitativ außergewöhnliche Geschenkpapiere bisher ein Muss waren. Zeitungen, Bücher-oder Magazinseiten, selbst Eierkartons finden Verwendung.
The American Way of … Gift
In den Vereinigten Staaten allerdings folgt die Geschenkkultur unbeirrt dem Weg der letzten Jahrzehnte. Schnell und effizient muss es sein, und dies gilt für das Verpacken genauso wie für das Auspacken. Die Schachtel bleibt hier das Maß aller Dinge. Geschenkpapier wird wenn überhaupt nur für den Deckel verwendet, der sich so mit einer einzigen Bewegung entfernen lässt. Schleifen werden entweder vorgedruckt oder vorgefertigt und aufgeklebt. Für kleinere Geschenke vermitteln luxuriöse Lackpapiertasche gern das Flair der Fifth Avenue.
Japan: nachhaltige Geschenkverpackungen zwischen Vergangenheit und Zukunft
Während Europa erst seit relativ kurzer Zeit nachhaltige und wiederverwendbare Geschenkverpackungen entdeckt und Materialien wie Leinen oder Filz erkundet, blickt Japan hier auf eine jahrhundertealte Tradition zurück. Das quadratische Tuch Furoshiki, das für jede Art von Gegenständen verwendet werden kann, ist als Verpackung Teil des Geschenks, ebenso wichtig wie das Geschenk selbst und Ausdruck der Gefühle, die der Person des Beschenkten gelten. Das Furoshiki 風呂敷 kann als Geschenkverpackung weitergegeben werden, liebevoll aufbewahrt und als Tischdekoration vererbt oder im Alltag als Transporttasche oder Halstuch genutzt werden … ein gelungenes Upcycling.
Geschenkverpackungen sind nicht nur eine individuelle Entscheidung und Ausdruck des eigenen Geschmacks. Sie sind Zeugnis eines Zeitgeistes und übersetzen, ohne dass wir es merken, unsere Beziehung zu den Menschen in unserem Leben – aber auch unsere Werte. Sie spiegeln den Platz wider, den wir für uns in der Welt und der Geschichte sehen. Sie sind Kulturgut und Lifestyle, Vermittlung, Teil unserer Sprache, unserer Art zu kommunizieren, unseres Images. Gerade deshalb finden sie in den Sozialen Medien zunehmende Beachtung: Eine Internetsuche zu den Begriffen „Geschenkverpackungsideen“ und „Geschenkverpackung“ ergibt über 6 Millionen Treffer … und das nur in deutscher Sprache!
Wer sich dafür interessiert, wie der deutsche Weg der inneren Werte mit dem stilvollen und repräsentativen Erscheinungsbild hochwertiger Geschenkverpackungen zu vereinbaren ist, kann in unserem Porträt-Artikel Pápydo entdecken. Viel Spaß beim Lesen!
Wussten Sie übrigens...
... dass in vielen Ländern Geschenke nur dann selbstverpackt werden, wenn sie auch selbst gemacht sind?